Sehr süß, sehr emotional, manchmal fließen Tränen – so beschreiben Joey und Andy vom Hundezentrum "Underdog" die Momente, in denen Tierbesitzerinnen oder Tierbesitzer ihre Lieblinge zur Urlaubsbetreuung bei ihnen abgeben. Den allerwenigsten Frauchen und Herrchen fällt der Abschied leicht. "Einige wollen kaum gehen", berichtet Joey, die mit vollem Namen Josephine Weigand-Ackermann heißt und Gründerin des "Underdog" im sächsischen Köpnick ist.
Hinzu kommt, dass viele Hundepensionen die Besitzer nicht miteintreten lassen, um nicht für unnötige Unruhe und Stress bei den Tieren zu sorgen. Sie haben also kein ganz genaues Bild von der Unterbringung und dem Zusammenleben der Tiere. Wie können wir uns den Alltag in einer Hundepension vorstellen? Petmos hat nachgefragt – im Hundezentrum "Underdog" und im Hundehotel "Villa Fürstenpfote" in Leipzig.
Für welche Situationen ist eine Hundepension da?
Urlaube, Krankheiten und die berufliche Situation – das sind laut Sandy Pham von der Villa Fürstenpfote die häufigsten Gründe für einen Aufenthalt in der Hundepension. Wenn eine Flugreise ansteht oder den Besitzern ein längerer Krankenhausaufenthalt bevorsteht, ist professionelle Betreuung oft die Lösung. Nicht immer gibt es Verwandte oder Freunde, die sich um das Tier kümmern können. Auch wenn es für die Besitzer auf eine Geschäftsreise geht, sind Hundepensionen gefragt.
Checkliste für den Urlaub mit Hund: Das musst du beachten
Neben einer langfristigen Urlaubsbetreuung bieten viele Hundepensionen eine Tagesstätte oder Tagesbetreuung an, in der die Tiere für einzelne Tage untergebracht werden können, zum Beispiel wenn die Besitzer an einem Tag in der Woche länger arbeiten und nicht mit ihrem Tier Gassi gehen können. "Zurzeit haben wir ein Tier für 50 Tage in unserer Betreuung", erzählt Joey. "Wenn Tiere so lange bleiben, wachsen sie uns schon ans Herz." Und fehlen, wenn sie zurück nach Hause kehren.
Unter welchen Voraussetzungen kann ich mein Tier in der Hundepension abgeben?
In den meisten Hundepensionen ist ein Probetag nötig, so auch im Hundezentrum Underdog und in der Villa Fürstenpfote. "Oftmals sind auch mehrere Probetage zur Eingewöhnung notwendig", sagt Sandy Pham. "Uns ist es wichtig, dass sich unsere Gäste entspannen und daher gehen wir auf die individuellen Bedürfnisse ein." Ziel sei es, dass der Hund in seinem Zimmer zur Ruhe kommt und sich in der Hotelanlage wohlfühlt. Neben einem Probetag sind weiterhin ein Impfpass und zum Teil die Kopie einer gültigen Haftpflichtversicherung nötig.
Das Hundezentrum Underdog bietet neben der Betreuung ein Training sowie ein Bootcamp für Hunde an. Die "Trainingskandidaten" haben oft Verhaltensauffälligkeiten – daher geht dem Training ein ausführlicheres Gespräch mit der Besitzerin oder dem Besitzer voraus. "Ungefähr die Hälfte aller Hunde schicken wir nach dem Gespräch erst einmal zum Arzt", sagt Joey – um überprüfen zu lassen, ob die Verhaltensauffälligkeit nicht eine medizinische Ursache hat. Besonders häufig sind in dem Zusammenhang Erkrankungen der Schilddrüse.
Erfahre hier mehr über Schilddrüsenerkrankungen und ihre schwierige Diagnose.
Wenn du auf der Suche nach einer Hundepension bist, informierst du dich am besten über die jeweilige Homepage über die "Aufnahmebedingungen". Auch kannst du dort nachlesen, ob die Hundepension nur verträgliche Tiere aufnimmt oder auch für unverträgliche Gäste offen ist. In dem Zusammenhang ist auch interessant, ob die Tiere in der Gruppe oder auch einzeln untergebracht werden.
In der Villa Fürstenpfote sind die Hunde, die zur Eingewöhnung kommen, immer die ersten Tagesgäste. "So haben sie die Möglichkeit, alles in Ruhe zu erkunden und die anderen Gäste kommen dann nach und nach hinzu", sagt Sandy Pham. "Wir achten darauf, dass der Gast mit einem positiven Gefühl seinen Aufenthalt verbindet."
Wie kann ich mir den Tagesablauf in einer Hundepension vorstellen?
Ein Tag in einer Hundepension beginnt früh. Im Hundezentrum Underdog klingelt der Wecker um 6 Uhr. "Dann lassen wir alle Hunde raus, damit sie sich lösen können", sagt Joey. Zwischen 8.30 und 9 Uhr gibt es Frühstück, zuerst für die Tiere, dann für die Menschen. Die Tiere halten sich meistens draußen auf, es sei denn, das Wetter lässt es nicht zu. Um 12 Uhr mittags gibt es eine Pause, in der die Tiere auf ihren festen Plätzen zur Ruhe kommen sollen. "Das ist wichtig, weil manche Tiere wirklich nur dort Ruhe finden", weiß Joey. Andere können aber auch genauso gut draußen "chillen". Auch für die Mahlzeiten sollen die Tiere an ihrem Platz zur Ruhe kommen. Nachmittags halten sich die Hunde dann noch einmal draußen auf, bis es Abendessen gibt. Auch für das Bringen und Abholen der Tiere gibt es morgens und abends feste Zeiten.
Ähnlich strukturiert ist der Tagesablauf in der Villa Fürstenpfote. Wenn die Hunde morgens zum Spielen herauskommen, achtet das Team darauf, dass der jeweilige Typ Hund in der richtigen Gruppe draußen ist: "Die jungen Wilden sind somit unter sich, dann die Ruhigen und Senioren und unsere liebevoll genannten Minis", so Sandy Pham. Auch werden verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten und Gassi-Touren angeboten, darunter "Outback", eine Tour abseits der normalen Wege, und der "Badespaß", das gemeinsame Baden im Sommer. "Wir lassen uns regelmäßig neue Dinge einfallen", sagt Sandy Pham. Auch gibt es an die Jahreszeit angepasste Entertainment-Ideen.
Welche Herausforderungen gibt es im Alltag einer Hundepension?
"Jedes Tier ist ein Individuum und hat ganz verschiedene Wünsche und Ansprüche", sagt Sandy Pham. "Diese zu lesen und darauf professionell einzugehen, ist nur durch Fachpersonal möglich." Dieser Meinung ist auch Joey: "Die Tiere sind alle sehr unterschiedlich." Im Hundezentrum Underdog versucht das Team, jedes Tier "vergesellschaftet" zu bekommen, das heißt mindestens einen tierischen Begleiter für den Hund zu finden. "Ein passendes Match sozusagen", sagt Andy. Die meisten Tiere seien happy, wenn sie einen "Kumpane" gefunden haben. Manche bleiben aber auch allein.
Eine weitere Herausforderung für das Team ist die Organisation. Ein Beispiel: Im Underdog gibt es eine begrenzte Anzahl von ausbruchssicheren Ausläufen. Manchmal sind aber mehrere Tiere da, die diese Ausläufe benötigen. Das erfordere eine gute Planung.
Wie erkenne ich eine gute Hundepension?
Welche Hundepension die passende ist, kommt auch auf den Hund und die Erwartungen des Besitzers an. Im "Underdog" werden viele unverträgliche Hunde betreut, da das Hundezentrum einen Schwerpunkt im Training von verhaltensauffälligen Tieren hat. In der Villa Fürstenpfote sind unverträgliche Tiere auch willkommen, einen Schwerpunkt gibt es hier im Bereich Tierpflege: Die Villa bietet im Wellnessbereich Fellpflege, Bäder und Massagen an.
Grundsätzlich empfiehlt Joey, sich die Räume vorher zeigen zu lassen. Viele Hundepensionen sehen es lieber, wenn die Besitzer draußen bleiben, um nicht für Unruhe unter den Tieren zu sorgen. Aber: Man könne sich die Räume ja per Videocall zeigen lassen. "Es muss ja nicht stylisch sein", meint Joey. "Aber es sollte genug warme und trockene Plätze, Rückzugsmöglichkeiten und eine trockene Futterküche geben. Es sollte sauber sein."
Auch über diese Punkte kannst du dich im Vorfeld informieren: die Qualifikationen des Personals, die Sicherheitsmaßnahmen und die Bewertungen anderer Hundebesitzer.
Große Wiedersehensfreude
Wenn die Besitzer nach dem Urlaub zurück sind und ihren Hund wieder in Empfang nehmen, ist die Freude oft grenzenlos. "Mir ist die Wiedersehensfreude manchmal fast ein bisschen zu groß", sagt Joey. Die lautstarke Begrüßung zwischen Mensch und Hund sorge für Unruhe, auch unter den anderen Tieren. Es gebe aber auch den ein oder anderen Hund, der nach dem Wiedersehen wieder zurück auf das Underdog-Gelände laufen möchte – ein Zeichen dafür, dass die Tiere sich gut in ihrem vorübergehenden Zuhause eingelebt haben.