Das unternehmerische Interesse war schon im Studium da: "Wir sind beide Macher, energiegeladen, und wollten immer was Neues schaffen", erzählt Kathrin Meinecke. Schon damals, als BWL-Studenten, betrieben sie und ihr Mann Tobias zusammen eine mobile Cocktailbar.
Auch als sie dann mitten im Berufsleben standen, entwickelten sie nebenbei ständig neue Ideen für ein eigenes Business. Zunächst wollten sie eine App für Tierfreundinnen und Tierfreunde auf den Markt bringen. Dafür bauten sie sich über YouTube eine Community auf – für ein Produkt, das sie noch gar nicht hatten, wie Kathrin Meinecke heute rückblickend berichtet. Die Community wuchs, aber ihren Plan mit der App verwarfen sie wieder. Die nächste Idee war, einen Onlineshop mit Geschenkideen für Hunde aufzubauen. Doch so ganz überzeugt waren Kathrin und Tobias Meinecke noch nicht. Sie suchten weiter.
Die Nische: Gefriergetrocknetes Hundefutter und Leckerlies
Bei ihren intensiven Recherchen stießen sie irgendwann auf das Thema "Gefriertrocknung" und waren schnell überzeugt: Ihre neue Entdeckung löste gleich mehrere Probleme.
Nummer eins: Welches Futter bekommen die Hunde, wenn sie auf Reisen sind? Als Hundebesitzer und leidenschaftliche Camper kannten Kathrin und Tobias Meinecke das Thema nur allzu gut. Sie barfen ihre Hunde. In ihrem Wohnwagen "Vroni" reicht der Platz im Kühlfach aber nicht aus, um genügend rohes Fleisch zu lagern. Auf Fleisch aus der Dose oder Trockenfutter wollten sie unterwegs aber auch nicht umsteigen. Hund Leo hat einen empfindlichen Magen und würde den Futterwechsel nicht gut vertragen. Durch Gefriertrocknung wird Fleisch haltbar gemacht, indem es erst gefroren und dann das Wasser entzogen wird – die Lösung für die Camper. So konnten sie das Fleisch mitnehmen, ohne dass es das kleine Kühlfach sprengte.
Was ist "BARF"? Lies hier mehr.
Nummer zwei: Welche gesunden Leckerlies kann ich meinem Hund geben? Als Ernährungsberaterin weiß Kathrin Meinecke: Auf dem Markt gibt es zwar viele Leckerlies. Aber für Verbraucherinnen und Verbraucher ist oft gar nicht so einfach nachzuvollziehen, aus welchen Zutaten sie bestehen. Und so bietet BARFaway auch Leckerlies aus der Gefriertrocknung an – aus 100 Prozent Fleisch.
Kathrin und Tobias Meinecke testeten die Produkte an ihren eigenen Hunden – und auch die gaben grünes Licht für BARFaway: Sie mochten das gefriergetrocknete Fleisch.
Die Risiken: Eine gute Idee – aber auch ein gutes Tierbusiness?
"Einfach, aber genial": Kathrin und Tobias Meinecke waren überzeugt, dass sie etwas gefunden hatten, dass bei Tierfreundinnen und Tierfreunden gut ankommen könnte.
Aber würde es wirklich funktionieren? Die Unsicherheit war am Anfang schon da.
Doch die beiden entschieden, das Risiko einzugehen und eine erste Produktion in Auftrag zu geben – "selbst wenn ihre eigenen beiden Hunde ihr Leben lang das Fleisch essen würden", weil es niemand kaufte.
Ihre Sorge war unbegründet. Ihre Idee funktionierte von Anfang an. Mehr: Es gab keine Retouren oder Reklamationen. "Damit hatten wir gar nicht gerechnet", sagt Kathrin Meinecke.
2021 eröffneten sie ihren Onlineshop. Bald wurde Barfaway zu groß, um alles selbst zu stemmen. Kathrin und Tobias Meinecke überlegten, ob sie sich ein eigenes Lager mit Mitarbeitern zulegen sollten. Oder einen Dienstleister mit der Logistik beauftragen sollten. Sie entschieden sich für einen Dienstleister. "Damit sind wir happy", sagt Kathrin Meinecke. Er sitzt ganz bei ihnen in der Nähe von Paderborn. Weiterer Vorteil: Sie mussten sich nicht selbst auf die Suche nach guten Mitarbeitern machen.
Klingt insgesamt alles ziemlich reibungslos, oder? Mit dem gefriergetrockneten Fleisch hatten Kathrin und Tobias den richtigen Riecher.
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Die Herausforderungen: Investitionen, Preiskalkulation, Marketing
Trotzdem lief nicht alles so "easy", wie es auf den ersten Blick aussieht. Immer wieder gab es Unsicherheiten, Risiken und handfeste Herausforderungen:
- Für die Warenbeschaffung und das Marketing mussten sie erst einmal viel Geld investieren – ohne zu wissen, ob es wieder reinkommen würde.
- Mit gefriergetrocknetem Fleisch bieten sie ein hochpreisiges Produkt an – nicht alle Tierfreunde können oder wollen so viel Geld ausgeben.
- Die Fleischpreise auf dem Markt variieren stark. Auch sind nicht immer alle Fleischsorten verfügbar oder in der gleichen Qualität zu haben.
Die Preiskalkulation war von Anfang an immer wieder eine Herausforderung. "Für die Gefriertrocknung wird viel Energie gebraucht", erklärt Kathrin Meinecke. Das Fleisch wird im gefrorenen Zustand manuell auf ein Blech gelegt, um dann Minuten, Stunden oder sogar Tage in der Gefriertrocknungsanlage zu bleiben. Auch wird während des Prozesses Wasser entzogen: Von 500 Gramm Hühnerbrust bleiben nach der Gefriertrocknung etwa 100 Gramm.
"Im Onlineshop müssen wir für unsere Produkte einen Kilopreis angeben", erklärt Kathrin Meinecke. Und der ist hoch. Am Anfang von BARFaway brachte ihnen das viele böse Kommentare auf Facebook ein. "Das war emotional schwierig. Wir wurden angefeindet. Obwohl wir eigentlich nur ein gutes Produkt anbieten wollten."
BARFaway – ein Tierbusiness mit viel Erklärungsbedarf
Viel Aufklärungsarbeit war nötig: Welche Vorteile bietet BARFaway? Warum die hohen Preise? Und was ist überhaupt Gefriertrocknung? Als 2022 dann nicht nur die Energie-, sondern auch die Fleischpreise stiegen, mussten sie auch die Preise anheben. Sie zitterten: Würde überhaupt noch jemand ihre Produkte kaufen? Sie waren kurz davor, aufzuhören. "Es blieb uns nichts anderes übrig, als weiterzumachen", sagt Kathrin Meinecke. "Und, siehe da, es funktionierte trotz allem. Vielleicht, weil überall die Preise gestiegen waren."
"Jede Preiserhöhung tut uns weh", sagt Kathrin Meinecke. Sie wollen bei BARFaway so günstig wie möglich bleiben. Das führte am Anfang ab und zu dazu, dass sie manches aus eigener Tasche bezahlten, zum Beispiel die Rücksendung, wenn ein Kunde sein Paket nicht abholte. Sie mussten lernen, wie E-Commerce funktioniert, und diese Fälle in ihre Preise einkalkulieren, um nicht am Ende Verlust zu machen. "Oft waren wir eher zu günstig", sagt Kathrin Meinecke. Aber eines ist auch klar: "Mondpreise kommen für uns nicht infrage." Einige Onlineshops geben ständig 30 bis 40 Prozent auf ihre Waren. Das sehe nach Rabatt aus, seien aber normale, kalkulierte Preise, die den Kunden das Gefühl geben, zu sparen. Auf dieses psychologische Spiel hat Kathrin Meinecke keine Lust. "Wir geben ab und zu Rabatte von höchstens 10 Prozent", sagt sie. "Und unsere Kunden verstehen das langsam auch."
Die Mission: Aufklärungsarbeit in Sachen Hundeernährung
Zu ihren Kunden gehören vor allem Menschen, die viel Wert auf die Ernährung ihrer Hunde legen. Oft hatten die Tiere vorher Probleme mit dem Futter. Kathrin Meinecke betreibt nebenbei auch noch eine Hundeschule und hat sich zur Ernährungsberaterin fortgebildet. Sie weiß: "Viele Hunde fressen Dinge, die nicht gut für sie sind." Kausnacks beinhalten oft schwer zu verdauende Proteine, sagt sie. Das könne zu Blähungen führen. Blähungen würden zwar oft als "normal" und "nicht so schlimm" angesehen, aber man dürfe nicht vergessen: "Dem Hund geht es nicht gut, er hat dann Bauchschmerzen."
Mehr als nur Fressen: Diese Probleme kann eine Ernährungsberatung lösen
BARFaway ist längst nicht der einzige Shop für gefriergetrocknetes Hunde- und (mittlerweile auch) Katzenfutter. "Gefriertrocknung ist nicht unsere Erfindung", sagt auch Kathrin Meinecke. Aber: Sie haben ihr Potenzial für die Tierbranche erkannt. Um ihre Konkurrenz macht sie sich kaum Gedanken. Auch habe nicht alles gefriergetrocknete Fleisch die gleiche Qualität. "Manches wurde dann doch mit Bindemitteln produziert." Das könne man erkennen, indem man das Fleisch in Wasser legt. Hat es dann keine Struktur mehr, wurden sehr wahrscheinlich Bindemittel verwendet.
Tipps fürs Tierbusiness: Das rät Kathrin Meinecke
Wie entwickelt man sein Business in der Tierbranche? Wie findet man eine Nische?
Kathrin Meinecke rät vor allem dazu, sich etwas zu suchen, worauf "man selber viel Bock hat". Denn man verbringe viel, viel Zeit mit dem Businessaufbau, und wird auch schwierige Zeiten haben.
Die zweite Frage sei: Braucht wirklich jemand dieses Produkt oder diese Dienstleistung, die ich anbieten will? Ihr Ratschlag: Ruhig mal im Familien- und Freundeskreis herumfragen, was andere darüber denken. Und: Löst das Produkt oder die Dienstleistung ein Problem, dass eine bestimmte Gruppe von Menschen hat?
Glücksgefühle im Tierbusiness: Die tollen Momente
Über Erfolg oder Misserfolg entscheide letztendlich, ob man durchhalte oder nicht. Bei Herausforderungen finden sich immer Wege, ist Kathrin Meinecke sich sicher. Besonders gerne erinnert sie sich an die Momente, in denen sich zeigte, dass es klappt mit BARFaway. Als plötzlich eine Bestellung nach der anderen eintrudelte. Oder als sie in großen Mengen Adventskalender bestellten, ohne zu wissen, ob sie die alle loswerden würden – und sie dann doch alle verkauften. "Das ist ein schönes Gefühl." Aber man dürfe nie vergessen, wie viel Arbeit man in Vertrieb und Marketing stecke.
Am Anfang einer Gründung gebe es gute Möglichkeiten, das Risiko zu mindern, zum Beispiel durch Förderungen oder die Unterstützung der Agentur für Arbeit. Kathrin Meinecke und ihr Mann sind nebenberuflich gestartet. Tobias Meinecke ist mittlerweile zu 100 Prozent selbstständig.
Für die beiden liegt die Herausforderung zurzeit darin, dass sie "noch so viele Ideen" haben, nie ganz zufrieden sind und immer zu wenig Zeit haben. "Wir leben oft im Morgen", sagt Kathrin Meinecke. Neue Vertriebswege, Kooperationen – es könne noch so viel getan werden. "Aber es ist auch gesund, mal Pause zu machen." Und eine halbe Stunde mit ihren zwei belgischen Schäferhunden Donna und Leo hinauszugehen und den Tag zu genießen.
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