Wenn Menschen Tiere schlecht behandeln, fühlen wir uns oft hilflos und unsicher: Was tun? Wie reagieren?
Manchmal sind wir uns vielleicht gar nicht sicher, ob es sich bei einem Vorfall rechtlich wirklich um Tierquälerei handelt – oder ob es überhaupt hilft, wenn wir dagegen etwas unternehmen. Manchmal zögern wir, uns "einzumischen". Es fällt uns schwer, einen Verdacht zu äußern und jemanden anzuschuldigen. Diese Gedanken und Zweifel sollten wir aber schnell überwinden, wenn es um das Wohl von Tieren geht.
"Wenn Tierquälerei beobachtet wird, diese unbedingt melden!", sagt der Tierschutzbund ganz klar: "Beweise sichern, Veterinäramt kontaktieren, bei akuter Not die Polizei anrufen."
Was ist Tierquälerei und wie wird sie bestraft?
Für welche Vergehen gegenüber Tieren Menschen bestraft werden können, regelt das Tierschutzgesetz. Wegen Tierquälerei kann man mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe bestraft werden, wenn man "ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet oder einem Wirbeltier aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden oder länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt".
Auch kann ein Verbot verhängt werden, weiterhin Tiere halten zu dürfen. Weiterhin kann man wegen Tierquälerei durch Unterlassung vor Gericht kommen. Das kann der Fall sein, wenn man einem kranken oder verletzten Tier nicht geholfen hat – zum Beispiel nach einem Unfall. Ist man an einem Unfall beteiligt oder wird man Zeuge davon, sollte man unbedingt helfen, das Tier in eine Praxis zu bringen oder medizinische Hilfe herbeizurufen.
Welche Pflichten müssen Tierhalter laut Tierschutzgesetz erfüllen?
Weiterhin ist im Tierschutzgesetz geregelt, welche Pflichten man erfüllen muss, wenn man ein Tier hält oder betreut. Dazu gehören:
- Man muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen.
- Man darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden.
- Man muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.
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Wer ist Ansprechpartner bei einem Fall von Tierquälerei?
Wenn du Tierquälerei oder Tiermisshandlung beobachtet hast, wendest du dich am besten an das Veterinäramt. Die Tierschutzbehörde muss den Fall dann prüfen und handeln, wenn sich der Verdacht bestätigt. Das Veterinäramt kann dem Halter oder der Halterin Anordnungen erteilen, was er oder sie für eine tiergerechte Haltung ändern muss. Es kann das Tier auch beschlagnahmen, wenn es stark vernachlässigt wurde. Der Tierschutzbund rät auf jeden Fall, sich direkt und persönlich an die Behörde zu wenden, damit ein schnelles Eingreifen möglich wird. Anonyme Meldungen oder Meldungen über Dritte wie einen Tierschutzverein verzögern das Vorgehen eher.
Du beobachtest eine Situation, in der ein Tier akut in Not ist – oder sogar in Lebensgefahr? Dann melde dich direkt bei der Polizei und stelle Strafanzeige gegen den Halter.
Was hilft dem Veterinäramt, um den Verdacht weiterzuverfolgen?
Für das Veterinäramt sind laut Tierschutzbund Informationen aus erster Hand viel wert, also von Augenzeugen. Die Behörde kann tätig werden, wenn sie Name und Wohnort des mutmaßlichen Tierquälers sowie Ort und Zeit des Vorfalls kennt. Um das Amt optimal zu unterstützen, kannst du Folgendes tun:
- Dokumentiere den Vorfall oder die Vorfälle genau: Notiere dir, wo sie passiert sind, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit.
- Sichere Beweise und mache Fotos, wenn möglich.
- Halte Adressen und Kennzeichen von beteiligten Fahrzeugen fest.
- Gibt es weitere Zeugen? Dann bitte sie um eine eidesstattliche Versicherung.
Das alles hilft dem Veterinäramt, den Fall zu prüfen. Aber auch wenn du nicht so viele Informationen liefern kannst, solltest du nicht zögern und dich trotzdem an die Behörde wenden.
Was mache ich, wenn ich Tierquälerei im Internet oder auf Social Media beobachte?
Auch im Netz und bei Instagram, TikTok und Co. kursieren Fotos oder Videos von gequälten oder misshandelten Tieren. Hier ist es oft besonders schwer, gegen die Tierquäler vorzugehen. In den meisten Fällen ist ja weder klar, wen sie zeigen noch wo sie aufgenommen wurden. Aber erst mit diesen Informationen können die Behörden gegen die Täter vorgehen. Wie kannst du dazu beitragen, Tierquälerei im Internet einzudämmen?
Der Tierschutzbund rät, auf keinen Fall mit den Fotos oder Videos zu interagieren – also nicht kommentieren oder teilen! Das führe nur noch zu mehr Aufmerksamkeit und könne letztendlich schädlich oder gefährlich sein. Besser sei es, die Inhalte bei den Sozialen Netzwerken zu melden. Instagram, TikTok und Co. sollten dann dafür sorgen, dass die Fotos und Videos schnell entfernt werden und sich nicht weiter verbreiten.
Tierquälerei im Ausland – kann ich da auch was machen?
Du bist im Urlaub und beobachtest, wie ein Tier misshandelt wird? Oder wie es tagelang angekettet auf engstem Raum gehalten wird? Als Tourist ist es noch schwieriger, gegen Tierquälerei vorzugehen: Man ist fremd im Land und weiß oft nicht, wen man ansprechen kann. Oft gelten in anderen Ländern andere Gesetze. Tierschutz ist dort zum Teil (noch) nicht so großes Thema wie bei uns. Hinzu kommen eventuell Verständnisprobleme.
Trotzdem kannst du etwas unternehmen: Der Tierschutzbund rät, im Ausland zunächst die Halter selbst auf die schlechte Behandlung oder Haltung ihrer Tiere anzusprechen – wenn du dich dadurch nicht in Gefahr begibst. Auch kannst du die Tierquälerei mit Fotos dokumentieren und dich an die Polizei an deinem Urlaubsort oder an eine Tierschutzorganisation wenden. Notiere dir auch im Ausland den Ort und das Datum des Vorfalls, Namen, Adressen und eventuelle Zeugen. Vielleicht passiert nicht viel, wenn du einen Vorfall meldest. Denke aber immer dran: Steter Tropfen höhlt den Stein. Wenn mehr Menschen auf Missstände aufmerksam machen, kann sich etwas bewegen: In vielen Ländern gibt es bereits Verbesserungen, auch weil Reisende einen bestimmten Umgang mit Tieren nicht mehr unterstützen wollten – wie zum Beispiel das Reiten auf Elefanten.
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Wie könnte Tierquälerei besser verfolgt und geahndet werden?
Tierhasser, die fremden Katzen oder anderen (meist eher hilflosen) Tieren aus rein sadistischen Motiven, Perversion oder Mordlust Leid antun, sind nach der Erfahrung des Tierschutzbundes keine Seltenheit. Die Organisation hält das Tierschutzgesetz für schon lange nicht mehr zeitgemäß: "Das Tierschutzgesetz soll Tiere schützen, tut das in seiner aktuellen Form aber nicht ausreichend." Die Kritik des Tierschutzbundes: Es regele mehr die Nutzung von Tieren, als dass es ihren Schutz sicherstelle. Die Ampel-Regierung wollte das Tierschutzgesetz erneuern – das wurde aber in dieser Legislaturperiode nicht mehr umgesetzt.
Um Tiere besser zu schützen, fordert der Tierschutzbund, dass in Zukunft auch der Versuch der Tierquälerei strafbar sein sollte: "Das würde dazu führen, dass Täter auch dann bestraft werden können, wenn sprichwörtlich ,alles nochmal gut gegangen ist'. Man denke zum Beispiel an das Zurücklassen oder Aussetzen eines Tieres, das nur durch Glück überlebt hat oder an das verantwortungslose Auslegen von Giftködern." Weiterhin fordert der Tierschutzbund, dass das volle Strafmaß ausgeschöpft werden soll. Viel zu oft komme es zur Einstellung von Verfahren oder zu geringen Strafen wie der Verhängung eines Bußgeldes. Auch sollten Veterinär- und Naturschutzbehörden mehr Mittel für verstärkte Kontrollen und die Verfolgung von mutmaßlichen Verstößen bekommen. Staatsanwälte sollten besser über Tiermisshandlung aufgeklärt sein.
Wie kann ich mein eigenes Tier vor Tierquälerei schützen?
Du gibst dein Tier zur Betreuung in andere Hände und erfährst im Anschluss, dass es schlecht behandelt wurde. Das ist für viele Tierbesitzer eine Horrorvorstellung. Wie du dem vorbeugen kannst: Vertraue deinen Liebling nur Menschen an, die du gut kennst. Wenn du andere zum Beispiel als Urlaubsbetreuung beauftragen willst, lerne sie zunächst in Ruhe kennen. Oder noch besser: Vertraue dein Tier nur Tiersittern an, die dir Bekannte weiterempfohlen haben.
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Quellen
- https://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/__17.html
- https://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/BJNR012770972.html
- https://www.tierschutzbund.de/tiere-themen/tiernotfaelle/tierschutzgesetz
- https://www.tierschutzbund.de/tiere-themen/tiernotfaelle/tierquaelerei-melden
- https://www.tierschutzbund.de/fileadmin/Seiten/tierschutzbund.de/Downloads/Sonstiges/Muster_EidesstaatlicheVersicherung_TierquaelereiMelden.pdf (Eidesstattliche Erklärung für Augenzeugen)